Tübingens Buchhandlung – 1949 von „Fräulein Gastl“ gegründet, 2022 geschlossen

Im Herbst des vergangenen Jahres konnte „die Gastl“ durch die dafür gegründete Genossenschaft Buchhandlung  Gastl eG iG („in Gründung“) gerettet werden. Nach einem Jahr , u.a. nach einem Umzug in das neue Ladenlokal Neue Straße 15  musste „die Gastl“ nun dennoch schließen.

Das Amtsgericht hat mit Bescheid vom 1. November 2022 Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung festgestellt, deswegen das Insolvenzverfahren eröffnet und einen Insolvenzverwalter bestellt sowie Insolvenzgläubiger aufgefordert, ihre Forderungen beim Insolvenzverwalter anzumelden. Mit diesem Beschluss ist die Genossenschaft, bislang Inhaberin der Buchhandlung Gastl, aufgelöst.  Der Insolvenzverwalter hat die Geschäfte der Buchhandlung Gastl übernommen.

Am Samstag, den 26.11.2022, hatte die Buchhandlung Gastl zum letzten Mal geöffnet.

1949/50 wurde die Buchhandlung von Julie Gastl (1908-1999) und Gudrun Schaal (1917-2007) gegründet. Bald schon wurde sie zu einem kulturellen Zentrum von Tübingen und zu einem Treffpunkt für das Tübinger Geistesleben. Die Buchhandlung etablierte sich als der Ort für gute Belletristik und als die Universitätsbuchhandlung für die Schwerpunkte Theologie, Philosophie, Psychologie, Pädagogik, Geschichts- und Sprachwissenschaft. Sie blieb dies, nachdem sie von anderen Geschäftsführern und – später – von einer Geschäftsführerin übernommen und nachdem sie vom Holzmarkt an das Lustnauer Tor umgezogen war; und sie blieb dies, nachdem sie 2021 von unserer Genossenschaft weitergeführt und Anfang dieses Jahres in die Neue Straße 15, in das Ladenlokal der ehemaligen Buchhandlung Pietzcker, umgezogen war. Selbst im Abverkauf in den letzten zwei Wochen hat die Buchhandlung Gastl ihren besonderen Charme als Entdeckungsort für gute Bücher und als Refugium für Kultur im Geiste von Julie Gastl und Gudrun Schaal durchhalten können. Nun ist dieses Tübinger Kleinod geschlossen.


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